Ein weiterer Entwurf im Rahmen meiner Wettbewerbsarbeit zum Staatspreis Manufactum NRW
https://www.andrea-schmidt-anders.de/den-raum-weiten/
Mein Vater ist als ich 12 Jahren alt war gegangen. Was von ihm geblieben ist, ist der Schraubstock aus seinem Schuppen, in dem er so gerne gewerkelt hat. Dieser befindet sich nun in meiner Goldschmiedewerkstatt. Zudem besitze ich noch seinen Trauring – und natürlich ein paar Fotos und Erinnerungen.
Ich könnte den Ring meines Vaters nehmen und durchs Schmieden aufweiten bis ein Oval entsteht. Ich könnte den Rand einfeilen, so dass ein schmückender Rahmen entsteht. Ich wähle jedoch einen Ring aus Silber, der dem Trauring meines Vaters ähnlich sieht. Denn der original Trauring ist mir heilig und somit unantastbar.
Was fülle ich hinein? Beim Durchblättern alter Alben fällt mir ein Foto meines Vaters besonders auf. Ich fülle die Leere in dem Trauring-Rahmen damit. Meinen Vater entferne ich aus diesem Foto, denn er ist ja nicht mehr da. Beim ersten Tragen dieses Anhängers fällt mir auf, dass sich beim Ertasten dieses Schmuck-Anhängers meine eigenen Finger darin berühren. Und wenn ich mich damit im Spiegel betrachte, dann sehe ich mich in dieser Leerstelle. Ich sehe meinen Körper dahinter, meine Bluse.

6 Antworten
was für ein gedankenvolles, spannendes, berührendes, liebevolles projekt! ich halt‘ die daumen ❣️
Vielen lieben Dank Elisabeth. Es freut mich besonders, wenn diese Arbeit andere Menschen berührt. Wäre schön, wenn es auch die Jury berühren würde, aber es steht eigentlich bereits jetzt für sich, macht für mich Sinn.
Dieser Beitrag bewegt mich aus verschiedenen Gründen besonders. Ich beschränke mich hier auf einen Aspekt. Andrea, Dein Thema ist hier das Füllen der Leere, die nach einem Verlust entsteht. Es ist für mich verblüffend, wie beharrlich Du vorgehst und Dein „Logbuch“ schreibst.
Als wir zusammen an „Rheingold“ gearbeitet haben, war für mich ein zweifacher Verlust voran gegangen und der Wunsch da, etwas zu Ende zu bringen: Götterdämmerung also. So war es auch richtig nicht die Leere zu füllen sondern die Ringe zu verschmelzen um sie dann dem Rhein zu überlassen; wenn man will, den Kreislauf erneut zu beginnen. Es waren wundervolle Stunden der Arbeit, die wir gemeinsam hatten. Für das jetzige Projekt wünsche ich Dir viel Glück und eine Jury, die nachempfinden kann, was Du geschaffen hast. Und Neugierige rate ich zum Gespräch mit Dir: es lohnt sich!
Dank Dir Karl Heinz. Für alle diejenigen, die wissen wollen worüber wir hier schreiben geht es hier zum RHEINGOLD:
https://lebensschmuck.blog/2017/07/05/loslassen-ist-ein-prozess-eheringe-als-erbstuecke/
Liebe Andrea,
ich beobachte deinen Blog nun schon einige Zeit und freue mich bei jedem Besuch über deine Gedanken. Sie sind oft sehr berührend und lassen mich auf angenehme Weise nicht los.
Eine Frage habe ich aber trotzdem. Was hat das mit diesem Staatspreis auf sich?
Ich wünsche dir in jedem Fall viel Glück und Erfolg dabei. Deine Bilder, Texte und Ideen sprechen für dich.
LG Thorsten
Lieber Thorsten,
vielen Dank für Deine lieben und unterstützenden Worte und Wünsche zu meiner Arbeit.
Der Staatspreis NRW wird alle zwei Jahre in jedem Bundesland ausgepriesen. Er gehört zu einem der höchstdotiertesten Preisen im Bereich des (Kunst-)Handwerks. Er umfasst die Bereiche Möbel, Skulpturen, Schmuck, Kleidung und Textilien, Medien und Wohnen. Zunächst einmal bewirbt man sich mit Fotos. Abgabe ist der 09. Juli 2019. Wenn die Jury die Arbeit akzeptiert, dann ist man in der Ausstellung und im Katalog vertreten und hat Chancen auf den Preis. Es gibt nur jeweils einen 1. Preis in jeder Kategorie. Die Ausstellung findet wechselnd im Museum für Kunst und Kulturgeschichte in Dortmund (MKK) und im Museum für angewandte Kunst (MAK) in Köln statt. Dieses Jahr werden die Exponate in Köln ausgestellt.
Ich habe es immer in die Ausstellung geschafft – wäre aber schön, wenn es diesmal für mehr reicht. Aber die Kriterin sind halt vielfältig. Wenn es der Jury darum geht, ein Zeichen nach außen für neue Fertigungstechniken wie 3D-Druck oder -Cut setzten, dann habe ich wenig Chancen. Das ist einfach nicht mein Ding.
Aber neben dem Staatspreis erfüllt diese Arbeit auch ein inneres Bedürfnis von mir und zudem wird damit mein Angebot an meine Kunden erweitert. Wer weiß was für Kreise dieses Projekt noch ziehen wird.
Dank dir und liebe Grüße Andrea